Viele wünschen sich den frühzeitigen Ruhestand. Und tatsächlich gibt es die Möglichkeit, diesen Wunsch auf verschiedene Wege wahr zu machen. Dabei gibt es aber ein paar Dinge zu beachten, damit dies auch reibungslos funktioniert. Hier lernst Du 10 Punkte kennen, über die Du Dir vorab Gedanken machen solltest.
Ab wann kann man in den Ruhestand gehen?
Es kann mehrere Gründe Geben warum jemand in den Ruhestand geht die Typischsten Gründe zählen wir die im folgenden auf.
Vorzeitig
Der Frühzeitige Ruhestand kann durch folgende Faktoren eintreten.
Krankheitsbedingt
Wer aufgrund einer Erkrankung nicht mehr arbeiten kann, hat unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf die sogenannte Erwerbsminderungsrente. Die Rentenhöhe ist dabei unter anderem abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Es wird dabei geschaut, ob Du in der Lage bist, noch in irgendeinem anderen Beruf zu arbeiten.
Das Ganze lässt sich in 3 Fälle aufteilen:
- keine Erwerbsminderung
- Du kannst noch 6 oder mehr Stunden pro Tag in einem anderen Beruf arbeiten
- kein Anspruch auf Erwerbsminderungsrente
- teilweise erwerbsgemindert
- Du kannst noch 3 bis 6 Stunden pro Tag in einem anderen Beruf arbeiten
- Du erhältst eine Rente in Höhe von etwa 15 bis 20 Prozent Deines letzten Bruttogehalts
- voll erwerbsgemindert
- Du kannst nur noch 0 bis 3 Stunden pro Tag arbeiten
- Du erhältst hier etwa 30 bis 40 Prozent Deines vorherigen Gehalts
Zusätzlich müssen weitere Anforderungen erfüllt sein. Dazu gehört unter anderem, dass Du vor Eintritt Deiner Erwerbsminderung mindestens 5 Jahre versichert gewesen sein musst (allgemeine Wartezeit) und Du in den letzten 5 Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung mindestens 3 Jahre lang Pflichtbeiträge geleistet hast.
Beruflich bedingte Altershöchstgrenze erreicht
Je nachdem welchen Beruf Du ausübst, kann es sein, dass für Dich eine besondere Altersgrenze gilt, ab der Du in den Ruhestand gehen kannst.
Das gilt vor allem bei Berufen, in denen man einer besonderen beruflichen Beanspruchung ausgesetzt ist. Polizisten können beispielsweise schon mit 63 Jahren in Rente gehen und Feuerwehrleute ab 60 Jahren. Ähnliche Regeln gibt es auch für Beamte des Justizvollzugsdienstes.
Daneben gibt es auch in anderen Berufsgruppen besondere Altershöchstgrenzen. Für Piloten liegt diese bei vielen Fluggesellschaften bei 55 Jahren. Bei größeren Fluggesellschaften wird die Zwischenzeit bis zum tatsächlichen Renteneintritt durch eine Übergangsversorgung geregelt. Dasselbe gilt auch für Fluglotsen.
Finanziell abgesichert
Wer finanziell abgesichert ist, der kann auch zu einem selbst bestimmten Alter in den Ruhestand gehen. Voraussetzung dafür ist in der Regel ein ausreichend hohes Vermögen, von dessen Rendite man seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.
Erreichen kann man das, indem man einen hohen Anteil seines Einkommens spart und sinnvoll investiert. Um frühzeitig in den Ruhestand gehen zu können, ist es dabei wichtig, ausreichend viel zu verdienen, da die Sparquote ansonsten nicht hoch genug sein kann.
Diese Methode des frühzeitigen Renteneintritts durch eine sparsame Lebensweise ist das Ziel der sogenannten Frugalisten. Wer Vermögen erbt oder aufgrund von unternehmerischem Erfolg (z. B. Firmenverkauf) finanziell unabhängig wird, kann dieses Ziel auch ohne extreme Sparsamkeit erreichen.
Regulär
Der reguläre Renteneintritt wird durch die Regelaltersgrenze bestimmt. Hier gelten lediglich 2 Voraussetzungen:
- Mindestversicherungszeit von 5 Jahren: Hierbei werden alle Monate berücksichtigt, in denen man Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Auch die Kindererziehungszeit wird mit bis zu 3 Jahren pro Kind mit eingerechnet.
- Erreichen der Altersgrenze: Die Altersgrenze für den regulären Renteneintritt ist abhängig vom Geburtsjahr und liegt für Personen, die nach 1964 geboren wurden, aktuell bei 67 Jahren. Wer 45 Jahre lang versichert war, kann allerdings auch früher in den Ruhestand gehen.
10 Dinge, die Du vor dem frühzeitigen Ruhestand beachten solltest
Bevor Du dich dafür entscheidest frühzeitig in den Ruhestand zu gehen, solltest Du dir Gedanken um die folgenden 10 Punkte machen.
1. Man gibt mehr Geld aus, als man denkt
Wenn Du frühzeitig in den Ruhestand gehst, bedeutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass Du bisher eher sparsam gelebt und gleichzeitig viel gearbeitet hast. Natürlich möchtest du als Frührentner Dein Leben genießen und wirst dafür auch mehr Zeit haben.
Im Prinzip ist es so, als wäre jeder Tag ein Samstag oder Sonntag. Du hast keine Arbeit zu erledigen, sondern kannst Deine Freizeit so gestalten, wie Du möchtest.
Deshalb solltest Du Deine voraussichtlichen Ausgaben nicht zu niedrig einschätzen. Schließlich möchtest Du in Deiner neu gewonnenen Freiheit auch etwas erleben. Das kann aber eben auch Deine Ausgaben erhöhen. Wenn Du in Deinem Ruhestand regelmäßig Dinge unternimmst, dann musst Du diese Kosten, die vorher in diesem Maße nicht anfielen, mit einkalkulieren.
- häufiges Essen gehen
- Reisen
- Konzertbesuche
Dazu kommt, dass häufig einmalige Kosten, wie der Kauf eines neuen Autos oder Handwerkerkosten, nicht eingeplant werden. Diese Ausgaben können allerdings Dein Vermögen angreifen und langfristig dafür sorgen, dass Du nicht mehr von der Rendite Deiner Investitionen leben kannst. Zusätzliche finanzielle Rücklagen sind für solche Fälle deshalb empfehlenswert.
2. Wer vorzeitig in den Ruhestand geht, erhält keine Rente
Sofern Du nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter wartest oder unter eine Ausnahmeregelung fällst, bekommst Du keine Rente, beziehungsweise Du bekommst sie erst, wenn Du das Eintrittsalter erreichst. Doch auch dann fällt sie sehr gering aus, da Du wahrscheinlich keine weiteren Beitragszahlungen geleistet hast. Diesen Punkt solltest Du bei Deinen Kalkulationen unbedingt mit einberechnen.
3. Ausgaben für die Gesundheit steigen mit dem Alter
Wer vorzeitig aufgrund von entsprechenden Vermögensverhältnissen in den Ruhestand geht, der gilt als Privatier. Als solcher kannst Du weiterhin in der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung bleiben.
Bist Du privat krankenversichert, dann solltest Du beachten, dass die Kosten hierfür mit der Zeit steigen. Zwar sollen die Beiträge durch die Altersrückstellungen stabil bleiben und nicht mit dem Alter ansteigen, allerdings können die Ausgaben auch unabhängig davon steigen. Eine Ursache kann zum Beispiel der Wechsel des Tarifs sein.
Zum Problem kann auch die Selbstbeteiligung werden, vor allem, wenn Du einen Vertrag mit hoher Selbstbeteiligung hast. Zwar sparst Du dadurch in jungen Jahren wahrscheinlich einiges an Geld, dafür musst Du im Alter, wenn Du im Ruhestand bist, mit hohen Kosten rechnen.
Denn die Wahrscheinlichkeit für Krankheiten und damit kostspielige Behandlungen steigt. Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung musst Du beispielsweise beim Zahnersatz mit einer Selbstbeteiligung rechnen. Plane diese Kosten deshalb mit ein.
4. Du profitierst nicht vom Zinseszinseffekt
Der Zinseszinseffekt ist Dein guter Freund, wenn es um das Investieren geht. Doch damit sich dieser Effekt wirklich zeigen kann, benötigt es Zeit. Je länger man das Geld anlegt, desto mehr profitiert man von dem exponentiellen Wachstum.
Nehmen wir an, dass Du mit 25 Jahren anfängst zu investieren und dabei, ohne Startkapital, jeden Monat 400 Euro investierst. Bei einer jährlichen Rendite von 5 Prozent und einer Anlagedauer von 20 Jahren hättest Du im Alter von 45 Jahren ein Vermögen von 158.717 Euro. Davon sind 62.717 Euro Zinsen, die Deine Investitionen in diesem Zeitraum erwirtschaftet haben.
Selbst wenn Du nicht weiter Geld einzahlst, sondern Dein Vermögen einfach nur arbeiten lässt, steigt es in weiteren 20 Jahren auf ganze 421.000 Euro an. In diesen Jahren sind zu den knapp 63.000 Euro an Zinsen etwa 260.000 Euro dazugekommen. Dein Vermögen hat sich also fast verdreifacht.
Das funktioniert allerdings nur, wenn Du nach 20 Jahren nicht die Rendite nutzt, um damit Deinen Lebensunterhalt vollständig zu bestreiten. Selbst wenn Du nur so viel Geld entnimmst, wie Du auch erwirtschaftest, würde die Inflation dafür sorgen, dass Dein Vermögen mit der Zeit weniger Wert sein wird. Noch schlechter sind die Aussichten, wenn Du zusätzlich Dein Vermögen schrittweise auflöst, um davon zu leben.
5. Du kannst mehr Zeit haben, als Dir vielleicht lieb ist
Während Du noch voll berufstätig bist, arbeitest Du in der Regel 40 bis 44 Stunden pro Woche. Zusätzlich kommt die Zeit, die Du für die Fahrt zur Arbeitsstelle benötigst. Sobald Du in den Ruhestand gehst, hast Du folglich deutlich mehr Zeit zur Verfügung.
Doch das kann auch schnell dazu führen, dass Dir langweilig wird und Du unterfordert bist. Du solltest Dich deshalb fragen, ob Du genügend Freizeitaktivitäten hast, um Deinen Körper und Deinen Geist fit und gesund zu halten.
Beachte dabei, dass viele Deiner Freunde wahrscheinlich noch voll berufstätig sind. Du bist also unter der Woche zu einem großen Teil auf Dich allein gestellt. Natürlich wirst Du in der Anfangszeit mit Sicherheit viel verreisen und Dinge nachholen, für die Du vorher keine Zeit hattest. Doch auch das hat irgendwann sein Ende.
Es ist deshalb sinnvoll, schon im Voraus zu planen, wie Du diese Zeit langfristig nutzen möchtest.
6. Du benötigst eventuell neue Freunde
Wie im letzten Punkt bereits erwähnt, sind Deine Freunde mit hoher Wahrscheinlichkeit noch berufstätig, wenn Du vorzeitig in den Ruhestand gehst. Das bedeutet, dass Du sie wahrscheinlich nur am Wochenende oder an Feiertagen siehst. Zwar hättest Du auch unter der Woche Zeit, aber für Deine Freunde ist das nach einem langen Arbeitstag eventuell zu anstrengend.
Um in dieser Zeit nicht allein zu sein, wirst Du Dich auf die Suche nach neuen Freuden begeben müssen. Viele werden aber älter sein als Du (und eventuell auch schon im Ruhestand sein), da die meisten Menschen in Deinem Alter noch arbeiten.
Sinnvoll ist es deshalb, wenn Du schon vorab versuchst, Kontakte mit Personen zu knüpfen, die einen ähnlichen Lebensweg gehen. Dank des Internets und entsprechender Gruppen in den sozialen Netzwerken ist das zum Glück ohne Probleme möglich.
Bedenke auch, dass es möglich ist, dass Du den ein oder anderen Freund verlierst. Dadurch, dass ihr einen vollkommen unterschiedlichen Alltag habt und daraus resultierend auch unterschiedliche Probleme habt, lebt man sich mit der Zeit auseinander. Schließlich sind Gemeinsamkeiten ein wichtiger Grundstein für eine gut funktionierende Freundschaft.
7. Wohnungskosten können steigen
Egal, ob Du zur Miete wohnst oder ein Eigenheim besitzt, die Kosten dafür können in der Zukunft stark ansteigen und Deine finanzielle Planung für den Ruhestand über den Haufen werfen.
Als Mieter musst Du so mit steigenden Mieten rechnen, was sich kurz- oder mittelfristig nicht verändern wird. Vor allem in Metropolregionen kann ein solcher Anstieg schnell mal das Budget überschreiten.
Auch als Eigenheimbesitzer bist Du vor Kosten nicht sicher. Zwar haben die steigenden Mietpreise keinen Einfluss auf Deine finanzielle Situation, allerdings musst Du für Nebenkosten, wie Steuern und kleinere Handwerkerarbeiten, aufkommen.
Zudem kann es nach 20 oder 30 Jahren passieren, dass größere Sanierungen anfallen. Die Kosten dafür können schnell einen 5-stelligen Betrag erreichen. Auch solche Situationen müssen bei der finanziellen Planung unbedingt berücksichtigt werden.
8. Der Renteneintritt schadet häufig einer Beziehung
Der Renteneintritt stellt eine große Veränderung im Leben dar. Dabei spielt es keine Rolle, ob man vorzeitig oder regulär in den Ruhestand geht. Diese Veränderung kann für eine Beziehung eine gewaltige Herausforderung sein. Gerade in jungen Jahren, wenn die Beziehung noch nicht so sehr gefestigt ist, kann das zu einer Trennung führen. Denn mit der neuen Lebenssituation verändern sich viele Dinge.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Veränderte Zuständigkeiten: Wer übernimmt fortan welche Aufgaben im Haushalt. Hier kann es schnell zu Konflikten bei der Aufgabenverteilung kommen.
- Man verbringt plötzlich deutlich mehr Zeit miteinander. Freiräume, wie beispielsweise der Arbeitsplatz, müssen erst neu geschaffen werden.
- Es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die neue gewonnene Zeit genutzt werden soll.
- Die neue Lebenssituation kann einen Einfluss auf Deinen emotionalen Zustand haben.
Besonders problematisch kann es sein, wenn Du in den Ruhestand gehst, Dein Partner aber weiterhin arbeiten möchte. Durch diese unterschiedlichen Vorstellungen kann die Zahl der Konflikte noch mal deutlich ansteigen.
9. Überlege, auch weiterhin zu arbeiten
Nur weil Du frühzeitig in den Ruhestand gehst, heißt das nicht, dass Du gar nicht mehr arbeiten solltest oder kannst. Weiterhin zu arbeiten hat aber finanziell gesehen deutliche Vorteile, da Du Dein Vermögen weiter aufbauen kannst und Dir dadurch einen höheren Lebensstandard erlauben kannst. Zudem könntest Du als Angestellter davon profitieren, dass Dein Arbeitgeber 50 Prozent Deiner Kosten für die gesetzliche Krankenkasse übernimmt.
Weiterhin zu arbeiten bedeutet natürlich nicht, dass Du weiter in Vollzeit arbeiten musst. Stattdessen kannst Du Dir Deine Arbeitszeit frei aussuchen und auch entscheiden, wann Du arbeiten möchtest. Du brauchst also nicht zwangsweise um 6 Uhr morgens aufzustehen. Du hast zudem die freie Wahl, welcher Tätigkeit Du nachgehen möchtest. So kannst Du, wenn Du willst, alte Berufswünsche ausprobieren und den Tätigkeiten nachgehen, die Dich wirklich interessieren.
Nicht zuletzt kann es auch bedeuten, dass Du früher in den „Teilzeitruhestand“ gehen kannst. Das kann Dir auch dabei helfen, weiterhin eine Struktur im Alltag zu haben. Außerdem wird dadurch die Veränderung nicht zu abrupt und Du kannst Dich besser darauf einstellen.
10. Lerne Deinen Ruhestand zu genießen
Wer frühzeitig in den Ruhestand geht, der neigt häufig dazu, diesen nicht richtig genießen zu können. Viele haben zuvor sehr sparsam gelebt, um das notwendige Vermögen dafür aufzubauen. Dieses jetzt plötzlich auszugeben kann manchen Leuten schwerfallen.
Helfen kann hier ein klarer Finanzplan. Hier kannst Du genau festlegen, wie viel Geld Du pro Monat ausgeben darfst. Das Budget hilft Dir dabei, ein gutes Gewissen zu behalten, wenn Du anfängst, Dein Geld auszugeben. Außerdem brauchst Du dadurch keine Angst mehr zu haben, dass Du versehentlich und unbewusst mehr Geld ausgibst, als Du dürftest.
Dieser Punkt kann auch dabei helfen, die anfängliche Euphorie im Rahmen zu halten. Gerade in den ersten Tagen vom Ruhestand neigen viele Personen dazu, mehr auszugeben, als gut wäre. Viele möchten verreisen, gehen häufig essen und unternehmen viel. In diesem Zustand kann man schnell mal den Überblick über die Ausgaben verlieren. Mit einem klar festgelegten Budget behältst Du die volle Kontrolle.
Ein anderes Problem kann sein, dass Du das Gefühl hast, nutzlos zu sein, weil Du nicht mehr arbeitest. Das passiert vor allem, wenn Du in Deiner Freizeit nicht genug beschäftigt bist. Es kann deshalb helfen, wenn Du Deine Freizeitgestaltung im Voraus genau planst. Ansonsten kann es hilfreich sein, weiterhin im geringen Umfang zu arbeiten und nur schrittweise in den vollen Ruhestand zu wechseln.
Eine Alternative zu einer Beschäftigung kann auch ein Ehrenamt sein. Hier hast Du nicht nur soziale Kontakte, sondern bekommst auch das Gefühl, etwas Wichtiges zu tun. Viele Personen, die im Ruhestand sind, nutzen das, um weiterhin aktiv einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
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