P2P-Kredite sind eine neue Anlageklasse, die durch die Digitalisierung entstehen konnten. Sie ermöglichen privaten Investoren die Investition in Kredite und erlauben Kreditnehmern einen einfachen Zugang zu diesen – auch bei schlechter Bonität. Wir erklären dir, was Peer to Peer Kredite sind und wie sie funktionieren. Außerdem stellen wir dir 3 interessante Plattformen vor, auf denen du einen Kredit beantragen oder in sie investieren kannst.
Was ist Peer to Peer?
Peer to Peer bedeutet übersetzt so viel wie von Privatperson zu Privatperson. Das bedeutet, dass man als Privatperson einen Kredit an eine andere Person vergibt. Diese Form der Investition gehört zu den alternativen Investments und existiert erst seit 2005. Peer to Peer Kredite werden häufig auch als Crowdlending oder C2C-Kredite bezeichnet (C2C = Consumer to Consumer).
Klassischerweise werden Kredite von Banken vergeben. Ein wichtiger Teil des Geschäftsmodells dieser Banken ist es, dass sie sich Geld von ihren Anlegern leihen. Dafür zahlt die Bank entsprechende Zinsen. Auf der anderen Seite verleiht sie Geld, wofür sie wiederum Zinsen erhält. Die Differenz ist dabei der Gewinn, den die Bank mit der Kreditvergabe macht. Die Kreditvergabe funktioniert also mit den Geldeinlagen der Anleger.
Der Anleger ist in diesem Modell aber nicht der Investor, da die Bank das Risiko trägt. Deshalb behält sie auch den größeren Teil der Zinsen für sich.
Bei Peer to Peer Krediten wird die Bank durch eine Online-Plattform ausgetauscht. Statt die Kredite selbst zu vergeben, koordiniert diese nur die Geldnachfrage und das Geldangebot. Du hast als Anleger somit die Möglichkeit, dem Kreditnehmer dein Geld direkt zur Verfügung zu stellen. Die Online-Plattform ist damit ein Marktplatz und behält keinen Teil der Kreditzinsen für sich. Stattdessen verdient sie ihr Geld über Gebühren.
Dadurch dass mit der Bank der Mittelsmann wegfällt und du dein Geld direkt verleihen kannst, sind die Zinsen für dich deutlich attraktiver. Gleichzeitig übernimmst du aber auch das Risiko. Kreditnehmer profitieren davon, dass es über die Plattformen deutlich einfacher ist, einen Kredit aufzunehmen und sie die Konditionen besser auf ihre Bedürfnisse abstimmen können.
Wie funktioniert Peer to Peer?

Peer to Peer Kredite werden vollständig über spezielle Online-Plattformen abgewickelt. Wenn du zum Investor werden möchtest, musst du dir also eine Plattform aussuchen und dich dort registrieren. 3 interessante Plattformen stellen wir dir weiter unten vor.
Bei der Investition in Peer to Peer Kredite hast du im Wesentlichen 3 Möglichkeiten:
- Investition in einzelne Kredite: Grundsätzlich hast du auf vielen Plattformen die Möglichkeit, in einzelne Kredite zu investieren. Durch eine Vielzahl an Filter kannst du dir dabei den Kredit raussuchen, der dir am profitabelsten erscheint. Diese Methode ist aber wenig empfehlenswert, da durch die geringe Diversifikation dein Risiko deutlich höher ist (dazu später mehr).
- Investitionen über den Sekundärmarkt: Über den Sekundärmarkt kannst du anderen Investoren ihre Investitionen abkaufen. Der Verkäufer profitiert dabei davon, dass er eine höhere Liquidität hat. Als Käufer kannst du von niedrigeren Preisen profitieren, wenn der Verkäufer seine Investition schnell loswerden möchte und sie deshalb zu einem geringeren Preis verkauft. Außerdem bekommst du so Zugang zu Krediten, die auf dem Primärmarkt nicht verfügbar sind. Sie können sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie höhere Zinssätze haben.
- Investitionen in vorgegebene oder eigene Strategien: Bei vorgegebenen Strategien stellt dir die Plattform eine Strategie zusammen, die sie anschließend automatisch umsetzt. Die Strategien unterscheiden sich vor allem darin, wie hoch ihr Risiko ist. Die Plattform investiert dann automatisch in verschiedene Kredite, die deinen vorgegebenen Kriterien entsprechen. Die erwirtschafteten Zinsen können dann automatisch reinvestiert werden. Diese Investitionsart ist am beliebtesten.
Alternativ kannst du dir auch deine eigene Strategie zusammenstellen. Dabei kannst du verschiedene Faktoren beeinflussen, die dir bei der Investition wichtig sind. Dazu gehören zum Beispiel die Laufzeit, die Zinshöhe oder aus welchem Land die Kreditanfrage kommt.
Um einen Kredit zu erhalten, musst du bei der Plattform einen Kredit beantragen. Dafür musst du ein paar persönliche Informationen angeben. Anhand dieser Daten überprüfen die Plattformen, ob du bei ihnen einen Kredit bekommst. Die Anforderungen sind dabei in der Regel deutlich geringer als bei Banken. Wirst du zugelassen, dann kannst du den Betrag, die Laufzeit und den Zweck auswählen und den Kredit beantragen.
Arten von Peer to Peer Krediten
Je nach Grund für die Aufnahme eines Kredites, unterscheidet man zwischen verschiedenen Kreditarten. Diese Kredite sind in der Regel zweckgebunden, unterscheiden sich aber nur wenig in ihren Konditionen.
Zu den am häufigsten nachgefragten Krediten gehören:
- Umschuldungskredit
- Autokredit
- Verbraucherkredit
- Kurzkredit
- Hypothek
- Geschäftskredit
- Immobilienkredit
Neben dieser Unterscheidung gibt es noch andere Kriterien, nach denen man Kredite unterscheiden kann. Dazu gehört aus Investorensicht zum Beispiel die Rückkaufgarantie. Diese tritt in Kraft, sobald ein Kredit in Zahlungsverzug kommt, wobei hier meist eine Frist von etwa 2 bis 3 Monaten gilt. Wird diese Frist überschritten, dann ist der Kreditgeber verpflichtet, den Investoren ihre Anteile zurückzukaufen. Sie erhalten damit nicht nur ihre Teilinvestitionen zurück, sondern auch die Zinsen und Verzugsgebühren.
Daneben gibt noch weitere Kriterien, die auch darüber entscheiden können (aber nicht müssen), wie hoch unter anderem der Zinssatz und das Ausfallrisiko sind. Zu diesen Kriterien gehören beispielsweise:
- Währung
- Laufzeit
- Land
- plattformeigener Score
3 interessante Peer to Peer Seiten
1. Auxmoney

Auxmoney* ist eine deutsche Plattform, welche 2007 in Düsseldorf gegründet wurde. Kreditnehmer erhalten hier einen Kredit ab 1.000 Euro bis maximal 50.000 Euro. Die Laufzeit ist dabei von 12 bis 84 Monaten frei wählbar. Kredite werden auch an Personen vergeben, die einen Schufa-Eintrag haben oder über kein geregeltes Einkommen (z. B. Studenten) verfügen.
Die Vermittlungsgebühr ist mit durchschnittlich 3,5 Prozent niedrig, zumal keine weiteren Kosten anfallen. Außerdem bietet die Plattform Mikrokredite an, welche in der Regel sofort ausgezahlt werden. Die Webseite zeichnet sich zudem dadurch aus, dass sie sehr übersichtlich ist und viele nützliche Informationen sowohl für Kreditnehmer als auch Investoren enthält.
Letztere zahlen nur einmalig eine Gebühr von einem Prozent auf ihre Anlagesumme. Diese wird mit der ersten Auszahlung verrechnet. Eine Investition ist schon ab 25 Euro möglich. Dabei kannst du entweder in einzelne Kredite investieren oder den Portfolio-Builder von Auxmoney nutzen. Mit diesem kannst du dir eine Strategie zusammenstellen, welche die Plattform automatisch für dich ausführt. Deine Gewinne können außerdem automatisch reinvestiert werden.
Vorteile:
- Für Investoren:
- etablierte und deutsche Plattform
- Mindestanlagebetrag von 25 Euro
- Portfolio-Builder vorhanden
- Für Kreditnehmer:
- Mikrokredite erhältlich
- geringe Vermittlungsgebühr
- auch mit Schufa und ohne geregeltes Einkommen erhältlich
- Kredite bis 50.000 Euro
2. Fellow Finance

Die finnische P2P-Plattform Fellow Finance bietet Kredite von 1.000 Euro bis 10.000 Euro an. Kreditnehmer profitieren hier davon, dass sie kein Eigenkapital und keine Sicherheiten für die Beantragung benötigen. Die Kredite haben eine Laufzeit von 24 bis 84 Monaten und werden in der Regel schnell gewilligt. Mithilfe eines speziellen Ratenrechners kann man bei einer bestimmten Laufzeit und Kredithöhe die erwartbare monatliche Rate berechnen.
Die Zinshöhe liegt bei mindestens 3 Prozent. Fellow Finance bietet außerdem tilgungsfreie Monate an und erlaubt eine frühzeitige Rückzahlung des Kredites, ohne das zusätzliche Kosten anfallen.
Investoren können mit realistischen Zinsen von 4 bis 8 Prozent rechnen. Das Investieren ist dabei fast kostenfrei. Lediglich für den Verkauf eines Kredites auf dem Sekundärmarkt verlangt die Plattform 1 Prozent der Restschuld des Kredits. Die Mindestinvestitionssumme liegt bei 25 Euro. Du kannst die Kredite, in die du investieren möchtest, entweder einzeln auswählen oder den Anlagen-Manager nutzen. Dieser investiert automatisch nach vorher festgelegten Kriterien.
Vorteile:
- Für Investoren:
- Mindestinvestition von nur 25 Euro
- Kosten nur bei Verkauf auf dem Sekundärmarkt
- Rückzahlungsgarantie steht teilweise zur Verfügung
- übersichtliche Statistiken in Echtzeit
- Für Kreditnehmer:
- vorzeitige Rückzahlung jederzeit möglich (kostenlos)
- tilgungsfreie Monate
- Raten ab 25 Euro
- Fälligkeitsdatum kann um 2 Monate aufgeschoben werden
3. Bondora

Bondora gibt es schon seit 2009 und wurde in Estland gegründet. Damit gehört die Plattform zu den alten Hasen der Branche. Sie hat mittlerweile über 170.000 Investoren, wobei etwa 475 Millionen Euro investiert und 56 Millionen Euro an Zinsen erwirtschaftet wurden. Für Investoren ist die Plattform fast kostenfrei. Nur bei einer Auszahlung fällt eine Gebühr von einem Euro an (unabhängig von der Höhe der Auszahlung).
Die Plattform zeichnet sich durch hohe Zinsen für Investoren aus, was aber mit einem erhöhten Risiko für Ausfälle einhergeht. Für deutsche Kunden ist es zudem aktuell nicht möglich, einen Kredit aufzunehmen.
Für Investoren bietet die Plattform dagegen 3 Investitionsmöglichkeiten an:
- Portfolio-Manager: Hier kannst du dir eine halbautomatische Anlagestrategie in einer bestimmten Risikoklasse aussuchen. Bondora stellt dieses Portfolio dann automatisch für dich zusammen.
- Go&Grow: Dies ist ein vorgefertigtes Portfolio von Bondora, welches aus über 100.000 Krediten besteht. Das Risiko ist hier relativ gering und du erhältst eine Rendite von bis zu 6,75 Prozent. Außerdem gewährleistet es eine hohe Liquidität, da du deine Anteile schnell verkaufen kannst. Durch die Einfachheit eignet sich Go&Grow vor allem für Anfänger. Steuern zahlst du hier erst, wenn du dir dein Geld auszahlen lässt.
- Portfolio-Pro: Hier kannst du dir deine eigene Strategie zusammenstellen. Dabei kannst du unter anderem Faktoren wie die Zinshöhe, das Rating oder das Land bestimmen. Diese Option ist mit mehr Arbeit verbunden und hat ein höheres Risiko.
Vorteile:
- Für Investoren:
- Gebühr von 1 Euro pro Verkauf (ansonsten kostenfrei)
- etablierte Plattform mit langem Track Record
- schnelle Auszahlung
- steuerliche Vorteile bei der Nutzung von Go&Grow
- Für Kreditnehmer:
- geringer Mindestkredit (500 Euro)
- hohe Wahrscheinlichkeit für Kredit dank Peer to Peer
Peer to Peer Kredite aus Sicht der Investoren
Für Investoren sind Peer to Peer Kredite eine attraktive Form der Geldanlage, die früher nur Banken zugänglich war. Die Registrierung auf den Plattformen ist sehr einfach und auch das Investieren ist dank vorgefertigter Strategien leicht umsetzbar. Diese Strategien werden zudem meist automatisch ausgeführt, wodurch man selbst wenig Arbeit hat. Trotzdem sind viele Plattformen fast kostenfrei. Lediglich beim vorzeitigen Verkauf von Krediten fallen zum Teil Gebühren an.
Dafür sind die zu erwartenden Zinsen aber im Vergleich zu anderen Anlageprodukten recht hoch. Je nach Plattform und Risiko kann der Zinssatz bei über 10 Prozent liegen. Dabei darfst du aber nicht vergessen, dass es auch das Risiko eines Ausfalls gibt. Dank der Möglichkeit, dein Geld diversifiziert anzulegen, kannst du dieses Risiko aber verringern.
Peer to Peer Kredite aus Sicht von Kreditnehmern
Als Kreditnehmer profitierst du bei Peer to Peer Krediten davon, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, einen Kredit zu erhalten. Anders als bei Banken kannst du hier auch auf einen Kredit hoffen, wenn du einen negativen Schufa-Eintrag oder kein regelmäßiges Einkommen hast. Das Geld ist zudem meist schnell auf deinem Konto.
Außerdem kannst du auch Kredite in geringer Höhe (z. B. 500 Euro) aufnehmen. Bei vielen Plattformen kannst du zudem relativ frei wählen, in welchen Raten du den Kredit zurückzahlen willst. Der Preis für diese Vorteile sind die hohen Kosten. Meist fallen für die Kreditvergabe hohe Gebühren an. Je nachdem, wie es um deine Bonität steht, musst du zusätzlich mit sehr hohen Zinsen rechnen.
Risiken bei P2P-Krediten
Wo hohe Renditen locken, da ist in der Regel auch das Risiko groß. Das gilt auch für Peer to Peer Kredite. Das größte Risiko, welches man beim Investieren in P2P-Kredite hat, ist, dass der Kreditnehmer den Kredit nicht mehr oder nur teilweise zurückzahlen kann. Damit verbunden ist auch das Risiko, dass die Plattformen die Bonität der Kreditnehmer falsch einschätzen. Dadurch kann es passieren, dass du bei Krediten mit hohem Risiko trotzdem nur geringe Zinsen erhältst.
Zusätzlich besteht theoretisch auch die Gefahr, dass eine Plattform Pleite geht. Zwar ist der Kreditnehmer dann immer noch verpflichtet, dir das Geld zurückzuzahlen, es wird für dich aber deutlich schwerer es zurückzuerhalten. Denn die Kommunikation ist deutlich erschwert und meist investiert man in viele Kredite gleichzeitig.
So kannst du deine Risiken reduzieren
Trotz der Risiken sind Peer to Peer Kredite eine attraktive Anlageform, denn die Risiken lassen sich mit ein paar Maßnahmen reduzieren. Das Wichtigste ist, dass du nie dein gesamtes Kapital in P2P-Kredite investierst. Stattdessen solltest du nur den Teil investieren, auf den du im Zweifelsfall auch verzichten kannst.
Auch solltest du gerade als Anfänger langsam mit dem Investieren beginnen. Am Anfang macht es Sinn, erst mal die Plattform kennenzulernen und wenig Geld in einzelne Kredite zu investieren. Dank geringer Mindestanlagebeträge ist das problemlos möglich. Sobald du mehr Erfahrung hast und bessere Investitionsentscheidungen treffen kannst, kannst du dir eine eigene Strategie zusammenstellen und größere Geldsummen investieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Investieren ist die Diversifikation. Dabei geht es darum, dass du in möglichst viele verschiedene Kredite investierst. Diese sollten im besten Fall auch aus unterschiedlichen Ländern kommen und unterschiedliche Zwecke haben. Häufig bieten die Plattformen vorgefertigte Strategien an, die stark diversifiziert sind. Dadurch lassen sich einzelne Ausfälle besser verkraften. Zusätzlich kannst du außerdem mehrere Plattformen nutzen. Auch hier sind die geringen Mindestinvestitionen ein Vorteil.
Fazit – Ist Peer to Peer eine gute Idee?
Peer to Peer Kredite sind zwar noch recht neu, haben sich mittlerweile aber als attraktive Anlageklasse bewiesen. Als Anleger profitierst du von hohen Renditen und geringen Kosten. Das hohe Risiko lässt sich mit entsprechenden Maßnahmen deutlich reduzieren.
Als Kreditnehmer profitiert man durch Crowdlending, indem man es deutlich einfacher hat, an einen Kredit zu gelangen. Auch mit Schufa-Eintrag und ohne festes Einkommen kann man einen Kredit erhalten. Außerdem kann man auch kleine Kredite beantragen. Dafür sind die Gebühren und Zinsen aber hoch.
Trotzdem sind Peer to Peer Kredite sowohl für Kreditnehmer als auch für Investoren eine gute Idee.
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